Seit 2022 sind die Darlehenszinsen am Markt deutlich gestiegen. Das trifft natürlich und besonders auch Immobilienkäufer und -besitzer mit Fremdfinanzierungsbedarf.
Bausparverträge sollen den Kreditnehmern helfen ihre Zinslast zu senken. So die Werbebotschaften der Bausparkassen.
Doch ist das wirklich so?
Zunächst muss ein Bausparkunde das Vertragskonto mit der Mindestsumme (oftmals 40%) ansparen. Erst nach der Einzahlung und entsprechender Wartezeit (je nach Bewertungsberechnung der Bausparkasse) kann er über das Darlehen verfügen.
Während dieser Wartezeit wird das Guthaben bei vielen Tarifen nur mit 0,01% oder ähnlich niedrigen Zinssätzen verzinst. Zusätzlich ist eine Abschlussgebühr auf die gesamte Bausparsumme zu zahlen, die zwischen 1,0 und 1,6% liegt.
Nach Auszahlung des Bauspardarlehens ist bei vielen Verträgen die mon. Rückzahlungsrate relativ hoch angesetzt, so dass die Freude über ein günstiges Darlehen immer nur für kurze Dauer währt, dafür aber die Liquidität stark beansprucht.
Anhand eines Beispiels der Wüstenrot Bausparkasse wird das hier dargestellt:
Bausparsumme |
100.000€, Tarif Premium (D2023) Darl.zins 1,25% nominal (eff. je nach genauer Nutzung ab ca. 1,55%) |
Einzahlung in einer Summe |
41.600€ (40% Mindestansparung und Abschlussgbühr 1.600€ |
Wartezeit bis zur Zuteilung |
7 Jahre, 2 Monate |
Möglicher Darlehensanspruch |
60.022.62€ (nach Abzug von Gebühren der Bausparkasse) |
Mon. Rate für Zins und Tilgung |
600€ |
Laufzeit für das Darlehen |
9 Jahre und 0 Monate |
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Die Alternative zu einem Bausparkonto wäre nun z.B. den Betrag von 41.600€ als Festgeld anzulegen für einen Zeitraum von 7 Jahren und 2 Monaten.
Bei einem realistischen Guthabenszins von aktuell nur 2,5% wäre am Ende ein Guthaben von 49.655,37€ vorhanden. Es wurde keine Zinsabschlagsteuer berechnet, zumal der Freibetrag jährlich ab 2023 bei 1.000€ (Verheiratete 2.000€) liegt.
Das erforderliche Darlehen, um 100.000€ in der Summe zu erhalten, wäre nun nur noch bei 50.344,63€
Bei einer mon. Tilgungsrate von 600€ und einer gewünschten Tilgungsdauer von 9 Jahren, 0 Monaten (analog Angebot der Bausparkasse) darf die Bank einen Zinssatz von
5,67%
verlangen, ohne dass sich der Kreditnehmer gegenüber der Nutzung eines Bausparvertrags verschlechtert.
Bei der Bausparkasse Mainz (BKM) liegt der mögliche Zinssatz für ein Bankdarlehen bei 5,58%, bei der Schwäbisch hall (fuchs Immo) bei 5,36%:
Bei Rechenszenarien zu anderen Tarifen oder anderen Bausparkassen zeigen sich sogar mögliche Bankkreditzinsen von über 6%, die absolut noch mit Bausparverträgen konkurrieren können.
Bezogen auf das aktuelle Zinsniveau dürften also die Banken Ihre Kreditzinsen nochmals deutlich anheben und würden trotzdem immer eine günstigere Gesamtlösung anbieten als Bausparkassen.
Würden aber nun die Kreditzinsen bei den Banken steigen, so würden auch die Festgeldzinsen steigen, wodurch das Guthaben nach der Wartezeit, die bei Bausparverträgen erforderlich ist, auch steigen würde und der Kreditbedarf (in dem hier zugrunde liegenden Beispiel) niedriger wird.
In Zeiten der sog. 0%-Zins Ära waren Bausparverträge durchaus interessant, weil es alternativ keine Guthabenszinsen für Spareinlagen gab. So war eigentlich nur die Abschlussgebühr zu beklagen. Und nun - bei steigenden Konditionen - können die Bausparer auf ein günstiges Darlehen hoffen.
Hoffen deshalb, weil die Zuteilungstermine nicht garantiert werden und es so durchaus noch zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Darlehen kommen kann. Eine durchaus riskante Situation für Kreditnehmer.
In 2022 hat auch Stiftung Warentest hierzu einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Comeback der Bausparkassen“. Neben der schon sehr positiven Überschrift wurden dann aber sehr niedrige Guthabenszinsen bei der Bank von nur 0,5% in die Vergleichsrechnungen einbezogen. Den potenziellen Kunden, die sich auf solche Vergleiche stützen, wurde damit nicht unbedingt ein guter Dienst erwiesen. Die Bausparkassen wird es sicherlich gefreut haben.
Fazit:
Eine geplante aktuelle oder auch in der Zukunft liegende Finanzierung wird im aktuellen Zinsmarkt ohne Bausparvertrag wohl meist zu einem deutlich besseren Gesamtergebnis für den Kreditnehmer führen.
Für kleine Vertragssummen und mit Ausnutzung von Wohnungsbauprämien und ggf. vermögenswirksamen Leistungen kann sich ein Bausparkonto noch lohnen. Kleinere Summen deswegen, weil die Abschlussgebühr die Rentabilität für den Bausparer doch massiv mindert.
Anmerkungen:
Neufinanzierung mit und ohne Bausparvertrag
Als Musterfall sei hier ein sofortiger Darlehensbedarf von 100.000€ angenommen.
Option 1) Aufnahme Bankdarlehen, hier angenommen mit einer 10-jährigen Zinsbindung.
Option 2) Aufnahme Bankdarlehen ohne Tilgung. Diese wird mon. in einen abzuschließenden Bausparvertrag bezahlt, bei dem die Zuteilung hochgerechnet in 10 Jahren erfolgen wird.
Gegenüberstellung Annuitätendarlehen und Bausparfinanzierung: |
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Annuitätendarlehen |
Finanzierung mit Bausparkonto |
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Darl.Zins |
4% |
4% |
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Festschreibung |
10 Jahre |
10 Jahre |
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mon. Rate für Zins und Tilgung |
738,33 € |
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mon. Rate. für Zinsen |
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333,33€ |
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mon. Rate für Ansparung Bausparkonto |
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405,00€ |
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Restschuld nach 10 Jahren |
40.363,83 |
100.000 € |
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Guthaben Bausparkonto |
0 € |
47.353,80 € |
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Bauspardarlehen |
52.646,20 € |
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mon. Rate ab 11. jahr |
600 € |
600 € |
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Restlaufzeit |
7 Jahre 10 Monate |
7 Jahre 10 Monate |
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Zinssatz nom. |
8,60% |
1,25% |
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Erläuterungen:
Bei diesem Musterfall wird immer die exakte gleiche mon. Rate und die gleiche Laufzeit implementiert. Nur so lässt sich ein vollständiger Vergleich liefern.
Somit kann die Bank hier einen Anschlusszins nach 10 Jahren in Höhe von 8,60% ansetzen. Trotzdem wird die Finanzierung für den Kreditnehmer noch nicht teurer als mit dem Bausparkonto mit einem Nominaldarlehenszins von 1,25%. Damit relativiert sich ein ein optisch günstiger Zinssatz doch erheblich.
Woran liegt das?
Beim Annuitätendarlehen erfolgt die Tilgung mit jeder Monatsrate sofort und es erfolgt schon im zweiten Monat eine Zinsersparnis von 4% in Höhe des getilgten Anteils.
Beim Bausparkonto bleibt das Darlehen in gleicher Höhe bestehen für 10 Jahre bei einem Zinssatz von 4% und die mon. Tilgung wird auf einem Konto angespart und in der Musterrechnung mit 0,01% verzinst. Einen ähnlichen Zinssatz bieten die meisten Bausparkassen.
In 10 Jahren ist das Annuitätendarlehen bereits zu weit mehr als die Hälfte zurückbezahlt, so dass nur noch eine Restschuld von 40.363,83€ ansteht.
Das Bausparguthaben ist durch die Verzinsung von nur 0,01% auf nur 47.353.80€ angewachsen, zumal hier auch noch ein Abschlussgebühr von 1.600€ berechnet und von den Sparraten abgezogen wurde. Deshalb steht hier noch eine Restschuld von 52.646,20€ zur weiteren Tilgung an, also rund 12.300€ mehr als beim Annuitätendarlehen. Dass entspricht rund 12% der gesamten aufgenommenen Finanzierung.
Aus diesem Grund könnte die Bank jetzt sogar 8,60% für das Restdarlehen verlangen. Die Finanzierung wäre am Ende nicht teurer als mit Finanzierung mit dem Bausparkonto.
Würde man hier nun 15 Jahre Zinsbindung vereinbaren wird die Rechnung noch deutlich schlechter. Hier könnte die Bank schon 10% und mehr als Folgezins ansetzen und könnte letztendlich immer noch mit einem Bausparkonto konkurrieren.
Zusammenfassung:
Sie sine Betroffener einer bausparunterlegten Finanzierung oder es wurden Ihnen sehr große Bausparverträge verkauft und Sie sehen Handlungsbedarf?
Wir bieten Ihnen Beratung und Unterstützung an.
Dabei berechnen wir ein Stundenhonorar für unsere Dienste von 130,00€ zzgl. ges. Umsatzsteuer, somit 154,70/Stunde. Wir belegen auch gerne unsere erbrachten Leistungen für Sie zur vollständigen Kontrolle.
Bitte lassen sie uns hier anmerken, dass wir wohl nur in seltenen Fällen eine Lösung haben, die Ihnen bereits verlorenes Geld zurückbringt.
Ein wichtigeres Ziel wird es sein, Sie vor weiteren drohenden Verlusten in der Zukunft zu schützen.
Haben Sie eine derartige Finanzierung in der Niedrigzinsphase der letzten Jahre abgeschlossen, kann diese für Sie durchaus aber rentabel sein. Entscheidend ist den Umschuldungszeitpunkt jetzt genau zu prüfen und zu planen.
Bitte wenden sie sich bei Bedarf unter anthofer@buv-anthofer.de an unser Büro.